Schlüsseltechnologie KI: Europa strebt nach mehr technologischer Souveränität

KRONBERG, 3. November 2025 – Europäische Unternehmen investieren zunehmend in ihre technologische Unabhängigkeit. Laut der aktuellen Accenture-Studie „Sovereign AI: Own Your AI Future. From Managing Risk to Accelerating Growth" legen sie verstärkt Wert auf die Kontrolle über ihre Daten und Infrastruktur, und die Nachfrage nach souveräner Künstlicher Intelligenz (KI) wächst rasant.

Unter souveräner KI versteht man die Fähigkeit, Künstliche Intelligenz mit eigenen Ressourcen wie Infrastruktur, Daten, Modellen und Fachkräften zu entwickeln und zu betreiben. Sie schützt sensible Daten vor Zugriff aus dem Ausland, sichert technologische Wettbewerbsfähigkeit und verringert die Abhängigkeit von internationalen Anbietern.

Zwei Drittel der europäischen Unternehmen wählen souveräne KI

Diese Entwicklung wird von geopolitischen Spannungen getrieben: 62 % der europäischen Organisationen setzen auf souveräne KI-Lösungen. Deutschland zählt mit 72 % Zustimmung zu den Spitzenreitern neben Dänemark (80 %) und Irland (72 %). Besonders stark ist die Nachfrage in regulierungsintensiven Branchen mit sensiblen Daten, so im Bankwesen (76 %), in der öffentlichen Verwaltung (69 %) und bei Energieversorgern (70 %).

Zudem zeichnet sich ein deutlicher Anstieg der Investitionsbereitschaft ab: 60 % der europäischen Organisationen wollen in den nächsten zwei Jahren ihre Investitionen in Souveränität und Kontrolle über Cloud, KI, Daten und Sicherheit intensivieren, insbesondere in Deutschland (73 %), Italien (71 %) und der Schweiz (64 %). Bereits die Hälfte der deutschen Organisationen (49 %) haben konkrete Pläne für souveräne Cloud-Lösungen. Dies sind fast doppelt so viele wie im europäischen Durchschnitt (26 %).

Balkendiagramm mit dem Titel „Europäische Organisationen wollen in den nächsten 2 Jahren verstärkt in souveräne KI-Technologie investieren“, Quelle: Accenture 2025. In dem Balkendiagramm werden zehn Länder mit jeweils einer Prozentzahl aufgeführt, die zeigt welcher Anteil der nationalen Organisationen in souveräne KI investieren will. Zum Vergleich wird der europäische Durchschnitt mit 60% hervorgehoben. Über dem Durchschnitt befinden sich: •	Deutschland mit 73% •	Italien mit 71% •	Die Schweiz mit 64% •	Spanien mit 63% •	Das Vereinigte Königreich mit 62% Unterhalb des Durchschnitts liegen die folgenden Länder: •	Schweden mit 57% •	Irland mit 54% •	Dänemark mit 52% •	Die Niederlande mit 48% •	Frankreich mit 44%

„Europa befindet sich in einem Zwiespalt: Einerseits müssen wir die KI-Einführung beschleunigen, andererseits stammen die meisten Technologien nicht von hier. Dass fast drei Viertel der Unternehmen in Deutschland ihre Investitionen in diesem Bereich erhöhen wollen, zeigt klare Entschlossenheit“, kommentiert Christina Raab, Vorsitzende der Geschäftsführung für Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Souveräne KI löst das europäische Dilemma auf: Sie schützt kritische Prozesse und Daten ohne von globalen Innovationen abzuschotten und bereitet damit den Boden für Erneuerung und Wachstum vor Ort. Beide sind zwingend notwendig, wenn wir auch in Zukunft in unser Technologie-Ökosystem investieren und europäischen Unternehmen den Weg zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit ebnen wollen.“

Die Balance zwischen Datenkontrolle und Offenheit gegenüber globaler Innovation

Die Umfrage zeigt, dass im Durchschnitt nur 37 % der KI-Initiativen und Daten in europäischen Organisationen aufgrund regulatorischer Anforderungen oder der Sensibilität der Daten einen souveränen Ansatz erfordern. Auch Deutschland bildet hier keine Ausnahme (38,5 %).

Europäische Organisationen suchen einen Mittelweg zwischen Datenkontrolle und dem Zugang zu globaler Innovation: 65 % räumen ein, dass sie ohne außereuropäische Technologieanbieter nicht wettbewerbsfähig bleiben können (Deutschland: 62 %). Entsprechend ziehen 57 % souveräne Lösungen sowohl von europäischen als auch außereuropäischen Anbietern in Betracht. In Deutschland sind es 64 %.

Wie sich zeigt, setzen deutsche Organisationen dabei eigene Prioritäten: Sie legen überdurchschnittlich hohen Wert auf Transparenz bei Datenzugriff, -speicherung und -verwaltung (87 % vs. 75 % in Europa) sowie auf klare vertragliche Garantien zu Gerichtsbarkeit, Kontrolle und staatlichem Zugriff (84 % vs. 65 %). Die physische Präsenz von Rechenzentren im Land bewerten sie hingegen als weniger entscheidend (51 % vs. 73 %).

„Bei souveräner KI geht es um maßgeschneiderte Kontrolle. Organisationen entscheiden je nach Anwendungsfall und nationaler Priorität, welchen Grad an Souveränität sie über Daten, Infrastruktur und Modelle benötigen“, erklärt Mauro Capo, Leiter Digitale Souveränität EMEA bei Accenture. „Das Spektrum reicht von einfacher lokaler Datenresidenz bis hin zu vollständiger Souveränität im Verteidigungssektor mit lokalen Komponenten, Verschlüsselung und Air-Gapped-Systemen, also vollständig isolierten Systemen ohne Netzwerkverbindung. Accenture unterstützt europäische Organisationen beim Aufbau solcher Lösungen durch Partnerschaften mit Anbietern wie Telia Cygate in Schweden oder dem Amsterdamer KI-Infrastrukturspezialisten Nebius."

Deutsche Unternehmen verfolgen in der Praxis einen pragmatischen Ansatz: 60 % greifen auf einen Mix aus souveränen und nicht-souveränen Lösungen zurück (Europa: 48 %). Zudem weist Deutschland einen deutlich höheren Souveränitätsgrad in kritischen Bereichen auf. Bei KI-Modellen hat ein Dreiviertel (76 %) der deutschen Organisationen bereits einen mittleren Souveränitätsgrad erreicht (Europa: 49 %), bei der Infrastruktur sind es 51 % mit hohem Souveränitätsgrad (Europa: 28 %) und bei Sicherheit und Governance sogar 73 % mit hohem Souveränitätsgrad (Europa: 45 %). Insgesamt bewerten 48 % der deutschen Organisationen den Ansatz ihres Landes zur KI-Souveränität als „hoch souverän", wohingegen dies im europäischen Durchschnitt nur 28 % tun.

Souveränität neu begreifen: Vom Risikomanagement zum Wettbewerbsvorteil

Nur 19 % der europäischen Organisationen betrachten souveräne KI als Wettbewerbsvorteil, während 48 % die Einhaltung von Vorschriften als Hauptmotivation für die Einführung souveräner Lösungen nennen. In Deutschland sehen immerhin 22 % darin einen Wettbewerbsvorteil, während 46 % Compliance als Hauptgrund angeben.

Souveräne KI wird in Unternehmen noch überwiegend als technische Herausforderung wahrgenommen. Nur 16 % der europäischen Unternehmen haben KI-Souveränität zur Vorstandsangelegenheit gemacht. In Deutschland liegt dieser Wert mit nur 8 % sogar deutlich niedriger. Hier zeichnen primär der Chief Compliance oder Risk Officer (34 %) und der Chief Data Officer bzw. Chief AI Officer (43 %) dafür verantwortlich.

Gleichzeitig wächst die Anerkennung der strategischen Bedeutung souveräner KI, verbunden mit der Erwartung, dass Regierungen und Institutionen wie die Europäische Union eine Schlüsselrolle bei der Stärkung der digitalen Souveränität Europas spielen sollten. 73 % der Organisationen sind überzeugt, dass diese durch Regulierung, Subventionen oder öffentliche Investitionen dazu beitragen können – in Deutschland teilen 69 % diese Ansicht. Kleine und mittlere Unternehmen werden ebenfalls als entscheidend für dieses Ziel angesehen: 70 % der Organisationen halten es für wichtig, ihnen den Zugang zu souveränen Lösungen zu erleichtern.

Accenture empfiehlt vier Maßnahmen, um das Potenzial souveräner KI zu maximieren:

Über die Studie

Die Studie untersucht auf Basis quantitativer und qualitativer Forschung, wie Regierungen und Unternehmen souveräne KI- und Cloud-Strategien umsetzen. Befragt wurden zwischen Juli und August 2025 insgesamt 1.928 Organisationen aus 28 Ländern und 18 Branchen. Die Teilnehmenden waren leitende Technologie- und Entscheidungsträger:innen wie CIOs, CTOs, Chief Data, AI und Risk Officers aus dem öffentlichen und privaten Sektor.

Über Accenture

Accenture ist ein weltweit tätiges Beratungsunternehmen, das führende Unternehmen, Regierungen und andere Organisationen dabei unterstützt, einen digitalen Geschäftskern aufzubauen, ihren Betrieb zu optimieren, das Umsatzwachstum zu beschleunigen und Bürgerdienste zu verbessern. So schaffen wir für unsere Kunden in mehr als 120 Ländern Mehrwert. Technologie steht dabei im Mittelpunkt des Wandels, den wir mit starken Partnerschaften in unserem Ökosystem vorantreiben. Unsere 799.000 Mitarbeitenden verfügen über umfassende technologische Kompetenz, insbesondere auf den Gebieten Cloud, Data und Künstliche Intelligenz, sowie über tiefgehende Branchenkenntnis und funktionale Expertise. Damit setzen sie ein breites Spektrum an Dienstleistungen, Lösungen und Ressourcen in den Bereichen Strategy & Consulting, Technology, Operations, Industry X sowie Song um. Unser Erfolg misst sich dabei am Mehrwert für Kunden, Mitarbeitende, Aktionäre, Partner und für die Gemeinschaft. Besuchen Sie uns unter www.accenture.de.

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