Accenture AnalyseAnzahl der FinTech-Deals in Deutschland auf historischem Höchststand

Kronberg, 02. März 2020 – Das Fund-Raising für FinTechs hat im vergangenen Jahr in allen wichtigen Märkten deutlich zugelegt. Gerade die Kernmärkte USA und Großbritannien sowie die Schwellenländer Indien und Brasilien verzeichneten ein solides Wachstum ihrer FinTech-Sektoren. Auch in Deutschland sind die FinTech-Investitionen 2019 um 83 Prozent auf einen Wert von 1.5 Mrd. US-Dollar gestiegen. Ungeachtet des Anstiegs in diesen Märkten sank der Gesamtwert der FinTech-Deals weltweit um 3,7 Prozent auf 53,3 Mrd. US-Dollar (2018: 55,3 Mrd. US-Dollar). Das zeigt eine aktuelle Analyse des Beratungsunternehmens Accenture, die auf Daten von CB Insights, einem globalen Venture-Finanzdaten- und -Analyseunternehmen, basiert.


Der Erfolg agiler Tech-Unternehmen im Finanzbereich ist ungebrochen und macht FinTechs für Investoren weiterhin attraktiv. Allein der Wert der Transaktionen in den USA stieg um 54 Prozent auf 26,1 Mrd. US-Dollar, wobei die Anzahl der Transaktionen um 6,9 Prozent auf 1.232 stieg. Das unterstreicht die Zuversicht der Investoren, was das zukünftige Wachstum und die Nachfrage nach innovativen digitalen Lösungen für Banken, Versicherungen und Zahlungsanbieter betrifft. Auch Newcomer profitieren: Die meisten US-Gelder flossen in neu gegründete Unternehmen im Bereich der Kreditvergabe und des Zahlungsverkehrs, die jeweils 26 Prozent des Gesamtbetrags ausmachten. An InsurTechs gingen weitere 18 Prozent der Investitionen. Der größte US-Deal war die Investition von einer Milliarde US-Dollar in das FinTech Figure Technologies Inc.

Auch in Europa zeigte sich die Attraktivität von FinTechs: In Großbritannien stiegen die FinTech-Investitionen um 63 Prozent auf 6,3 Mrd. US-Dollar. Dies entspricht nahezu dem Wert, der in den Jahren 2017 und 2018 insgesamt investiert wurde. Auch andere europäische Märkte machten große Fortschritte. In Deutschland stiegen die FinTech-Investitionen um 83 Prozent von 845 Mrd. US-Dollar im Jahr 2018 auf insgesamt 1.5 Mrd. US-Dollar im Jahr 2019 an. Mit den Investments, die hierzulande getätigt werden, zeichnen sich nun die „big ones“ der Szene ab. In Schweden lagen die beschafften Finanzmittel 2019 bei einem Wert von 1,3 Mrd. US-Dollar, das entspricht einer siebenfachen Steigerung zum Vorjahr.



Trend geht hin zu FinTech-Investitionen in schnell wachsenden Märkten

"Obwohl Finanztechnologie weltweit stark nachgefragt wird, ist davon auszugehen, dass Investitionen mit der zunehmenden Reife von Start-ups primär in schnell wachsende Volkswirtschaften fließen. Dort gibt es einen großen Markt für Innovationen der noch lange nicht ausgeschöpft ist", so Friederike Stradtmann, Expertin für FinTechs und digitale Geschäftsmodelle bei Accenture. „Insbesondere für Challenger-Banken, die in ihren Heimatmärkten und in Übersee expandieren, gibt es hier gute Wachstumsaussichten. Gleiches gilt für Zahlungsanbieter, die es schaffen, ihre Lösungen nahtlos und gewinnbringend in den Alltag der Verbraucher zu integrieren.“

Das zeigen auch die FinTech-Daten südamerikanischer und asiatischer Märkte. In Brasilien hat sich das Volumen der Transaktionen fast verdreifacht und erreichte einen Wert von 1,6 Mrd. US-Dollar insgesamt. Damit ist Brasilien für FinTechs das fünftgrößte Fundraising-Zentrum der Welt. Auch in Indien verdoppelten sich die Investitionen auf fast 3,7 Mrd. US-Dollar und ließen das Land so zum drittgrößten FinTech-Markt der Welt aufsteigen.

In China gingen die FinTech-Deals 2019 allerdings um 92 Prozent auf 1,9 Mrd. US-Dollar zurück. Der Hauptgrund dafür war die rekordverdächtige Kapitalbeschaffung Chinas aus dem Jahr 2018, bei der allein bei vier Finanzierungen fast 20 Mrd. US-Dollar eingesammelt wurden. Aktuell ist die größte Einzeltransaktion die 145 Mio. US-Dollar-Finanzierung des InsurTechs Shuidi Huzhu im Juni.

Challenger-Banken verzeichnen starkes Wachstum bei FinTech-Investitionen

Die Investitionen in Challenger-Banken haben sich 2019 mehr als verdreifacht: Sie stiegen von 1,6 Mrd. US-Dollar im Jahr 2018 auf 5,2 Mrd. US-Dollar. Diese Entwicklung haben drei Transaktionen maßgeblich getrieben: der italienische Bezahldienstleister Nexi mit 726 Mio. US-Dollar, Südkoreas NAVER Financial mit 683 Mio. US-Dollar und Chime, die in zwei getrennten Finanzierungsrunden in den USA rund 700 Mio. US-Dollar aufnahmen. In Deutschland sammelte die Digitalbank N26 470 Mio. US-Dollar ein und die britischen Neobanken Monzo und Starling Bank erhielten 144 Mio. bzw. 211 Mio. US-Dollar.

"Nachdem Singapur, Australien und andere Märkte neue Lizenzen für das digitale Banking vergeben und etablierte Akteure wie Revolut und Monzo neue Märkte erschließen, könnten Challenger-Banken 2020 im Fokus der Investoren bleiben", erklärt Stradtmann.

Investitionen in neu gegründete Zahlungsverkehrs- und Kreditunternehmen machten mit 28 bzw. 25 Prozent den größten Teil der globalen FinTech-Finanzierungen aus. Der Anteil der InsurTechs lag bei 13 Prozent.

Die Anzahl der Deals steigt weltweit auf Rekordniveau – das Wachstum verlangsamt sich

Weltweit stieg die Zahl der FinTech-Deals im Jahr 2019 um 6,8 Prozent auf einen Rekordstand von 3.472 Transaktionen. Gleichzeitig war dies jedoch die niedrigste Wachstumsrate seit neun Jahren. Dies deutet darauf hin, dass sich die Aktivitäten in den etablierten Märkten abflachen könnten, während sie in den aufstrebenden FinTech-Zentren an Fahrt gewinnen.

So stieg die Zahl der Deals in den USA beispielsweise nur um 6,9 Prozent und in Großbritannien um zwei Prozent. Dagegen verzeichnete der asiatisch-pazifische Raum mit elf Prozent in Japan, 16 Prozent in Australien und 52 Prozent in Singapur ein wesentlich höheres Wachstum des Investitionsvolumens – ebenso wie Europa mit Zuwächsen von 37 Prozent in Deutschland und 79 Prozent in Schweden.

"Das solide Wachstum lässt auf gute Aussichten für die kurzfristige Entwicklung der FinTech-Branche hoffen – gerade auch in Deutschland ist die Entwicklung vielversprechend. Vor allem, da wir mehr etablierte Unternehmen sehen, die neueste Technologien durch Partnerschaften mit Start-ups implementieren wollen. Diese Unternehmen sind auch daran interessiert, ihre Lösungen für den großen Kundenstamm der etablierten Finanzunternehmen auf den Markt zu bringen", so Stradtmann weiter.

Methodik
Die Analyse von Accenture basiert auf Daten von CB Insights, einem globalen Venture-Finanzdaten- und -Analyseunternehmen. Die Auswertung umfasste globale Finanzierungsaktivitäten von Risikokapital- und Privat-Equity-Häusern, Unternehmen und Risikokapitalabteilungen, Hedge-Fonds, Accelerators und staatlich unterstützten Fonds. Die Investitionsdaten reichten von 2010 bis Ende 2019 und beinhalteten Eigenkapital- und Nicht-Eigenkapitalfinanzierungen. Als FinTechs werden Unternehmen definiert, die Technologien für Bank- und Unternehmensfinanzierung, Kapitalmärkte, Finanzdatenanalyse, Versicherungen, Zahlungsverkehr und persönliches Finanzmanagement anbieten.

Über Accenture
Accenture ist ein weltweit führendes Dienstleistungsunternehmen, das ein breites Portfolio von Services und Lösungen in den Bereichen Strategie, Consulting, Digital, Technologie und Operations anbietet. Mit umfassender Erfahrung und spezialisierten Fähigkeiten über mehr als 40 Branchen und alle Unternehmensfunktionen hinweg – gestützt auf das weltweit größte Delivery-Netzwerk – arbeitet Accenture an der Schnittstelle von Business und Technologie, um Kunden dabei zu unterstützen, ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern und nachhaltigen Wert für ihre Stakeholder zu schaffen. Mit 505.000 Mitarbeitern, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind, treibt Accenture Innovationen voran, um die Art und Weise, wie die Welt lebt und arbeitet, zu verbessern. Besuchen Sie uns unter www.accenture.de.

Diana Büchner

Pressesprecherin

0151 11408039

diana.buechner@accenture.com