Accenture Studie: Nutzung regionaler Zulieferer und Werke allein reicht nicht aus, um resilient zu werden
Die widerstandsfähigsten Unternehmen weltweit erzielten ein um 3,6 Prozent höheres jährliches Umsatzwachstum, wenn keine Störungen in den Bereichen Technik, Lieferung, Produktion und Betrieb auftraten.
Kronberg; 26. Oktober 2023 – Laut der Accenture-Studie „Resiliency in the making“ bauen Unternehmen regionale Lieferanten und lokale Produktionsstätten aus, um weniger anfällig für Störungen zu sein. Bis 2026 wollen 65 Prozent der weltweit befragten Unternehmen den Großteil ihrer wichtigsten Produkte von regionalen Zulieferern beziehen, bisher sind es erst 38 Prozent. In Deutschland sind es mit aktuell 23 Prozent deutlich weniger, bis 2026 streben 54 Prozent der befragten deutschen Unternehmen eine Veränderung an. Aktuell am weitesten vorangeschritten sind die Industrien Versorgung (55 %), Öl und Gas (53 %) sowie Medizintechnik (48 %).
Noch mehr Unternehmen (85 %) planen, bis 2026 den Großteil ihrer gesamten Produkte regional zu produzieren und zu verkaufen. Dies bedeutet fast eine Verdoppelung gegenüber den heutigen 43 Prozent. Auch hier liegt Deutschland - mit aktuell 32 Prozent - etwas hinter dem Durchschnitt, strebt aber bis 2026 eine Erhöhung auf 79 Prozent an.
Regionale Beschaffung und lokalisierte Produktionsmethoden sind zwar wichtige Hebel, aber die Unternehmen müssen mehr tun, um eine nachhaltige Resilienz zu erreichen, so die Studienautoren. Sie müssen in Fähigkeiten und Technologien investieren, die transparente und autonome Lieferketten- und Produktionsprozesse, eine widerstandsfähige Produktentwicklung und digital geschulte Mitarbeitende fördern.
In den letzten Jahren haben sich disruptive Ereignisse gehäuft; von geopolitischen Spannungen und Wetterextremen bis hin zu technologischen Durchbrüchen und Material- und Fachkräfteknappheit. Nur wenige Unternehmen konnten inmitten dieser Turbulenzen ihre Widerstandsfähigkeit und ihr langfristiges Wachstum aufrechterhalten:
- In den Jahren 2021 und 2022 entgingen Unternehmen zusätzliche jährliche Einnahmen in Höhe von 1,6 Billionen US-Dollar, weil ihre Technik, ihre Lieferkette, ihre Produktion oder der laufende Betrieb gestört wurden.
- Gleichzeitig erzielten die 25 Prozent resilientesten Unternehmen einen um 3,6 Prozent höheren Jahresumsatz als die 25 Prozent anfälligsten Unternehmen.
„Resilienz ist von einer Überlebensstrategie zu einer Wachstumschance geworden“, kommentiert Götz Erhardt, Engineering & Manufacturing Lead für Europa bei Accenture für den Bereich Industry X. „Um sie zu nutzen, müssen Unternehmen die Digitalisierung ihrer Entwicklungs-, Liefer-, Produktions- und Betriebsprozesse vorantreiben. Lösungen wie digitale Zwillinge und neue Technologien wie Generative KI helfen ihnen, sich schneller an Veränderungen anzupassen und datengestützte Maßnahmen in Echtzeit zu ergreifen.“
2023 investieren die Unternehmen durchschnittlich 1 Milliarde US-Dollar in die Digitalisierung, Automatisierung und Verlagerung von Liefer- und Produktionsanlagen, was sich bis 2026 auf mindestens 2,5 Milliarden US-Dollar erhöhen dürfte. Die befragten deutsche Unternehmen investieren aktuell durchschnittlich 60 Millionen US-Dollar, dieser Wert soll bis 2026 auf 190 Millionen US-Dollar ansteigen.
„Unternehmen mit weniger Abhängigkeiten von globalen Zulieferern und Werken können Produkte schneller und mit weniger Emissionen liefern und rascher auf neue Kundennachfragen reagieren“, erklärt Matthias Hégelé, Lieferkettenexperte bei Accenture. „Komplexe globale Netzwerke, die auf Kosteneffizienz und Just-in-Time-Lieferungen ausgelegt sind, sollten auf Multi-Sourcing umgebaut werden, ohne jedoch unhandliche Silos oder neue Engpässe zu schaffen.“
Die Autoren der Accenture-Studie empfehlen drei Schwerpunktbereiche, um die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens zu verbessern.
- Berechenbare und autonome Lieferketten und Produktionsprozesse: In intelligenten Kontrolltürmen kann man beispielsweise Prozesse überwachen und verschiedene Szenarien in Echtzeit analysieren, um Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Heute verfügen nur 11 Prozent der Unternehmen über eine nahezu in Echtzeit arbeitendes Warnsystem; 78 Prozent benötigen mindestens eine Woche, um den Schaden vollständig zu erfassen. In Deutschland sind die Zahlen nahezu identisch (Echtzeit: 11 %, Eine Woche und länger: 76 %).
- Widerstandsfähigkeit im Design: Unternehmen sollten bereits in der Produktentwicklung Kosten-Nutzen-Analysen und Überlegungen zum Ökodesign anstellen, um potenzielle Probleme vor Produktionsbeginn anzugehen.
- Neue Arbeitsweisen: Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden für die Nutzung von Prognose- und Visualisierungstools und für datengestützte Entscheidungen qualifizieren. Nur 17 Prozent der Unternehmen verfügen bereits heute über digital versierte und qualifizierte Mitarbeitende; 68 Prozent planen, dies bis 2026 zu erreichen. In Deutschland arbeiten laut eigenen Aussagen erst 6 Prozent der befragten Unternehmen mit diesen Tools, sie planen aber einen massiven Aufbau, um bis 2026 eine Quote von 70 Prozent zu erreichen. Derzeit am weitesten vorangeschritten sind medizintechnische Unternehmen (27 %), Versorgungsunternehmen (25 %) sowie Life Sciences und die Automobilzulieferindustrie mit jeweils 23 Prozent.
Über die Studie
Die Studie „Resiliency in the making“ basiert auf einer Umfrage, die von Januar bis März 2023 unter 1.230 Führungskräften aus den Bereichen Technik, Produktion, Lieferkette und Betrieb durchgeführt wurde. Die Befragten kamen aus Australien, Brasilien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, Mexiko, Spanien, Schweden, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. Die Unternehmen stammten aus den folgenden Branchen: Luft- und Raumfahrt und Verteidigung, Automobilindustrie (Erstausrüster), Automobilindustrie (Zulieferer, Teile), Chemie, Konsumgüter und Dienstleistungen, Hightech, Industrieausrüstung, Metall und Bergbau, Lebenswissenschaften, Öl und Gas (vor- und nachgelagert) und Versorgungsunternehmen.
Über Accenture
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