Digitaler Zahlungsverkehr ist auf dem Vormarsch


Banken bei Modernisierung unter Zugzwang

Accenture prognostiziert bis 2023 eine Verlagerung der Verbraucherausgaben von Bargeld auf Karten sowie digitale Zahlungen in Höhe von 7 Billionen US-Dollar.


Kronberg; 24. November 2020 – Die rapide Transformation hin zu digitalen Bezahlmethoden erhöht den Handlungsdruck auf Banken, ihre Systeme im Zahlungsverkehr zu modernisieren. Dies zeigen die Ergebnisse der aktuellen Studie „Playing the Long Game in Payments Modernization" des Beratungsunternehmens Accenture. Bis 2030 stehen global Transaktionen im Wert von bis zu 48 Billionen US-Dollar für Banken auf dem Spiel. In Deutschland geht es um 1,04 Billion US-Dollar.

Dieser Trend wird durch die COVID-19 Pandemie zusätzlich beschleunigt. Derzeit tätigen Banken mehrjährige Investitionen, um mit digitalen Zahlungsanbietern zu konkurrieren und neue regulatorische Vorschriften einzuhalten. Die Unternehmensberatung Accenture hat deswegen weltweit in einer Studie 120 Führungskräfte über den aktuellen Transformationsstand befragt.

Accenture prognostiziert, dass sich global bis 2023 fast 420 Milliarden Transaktionen im Wert von sieben Billionen US-Dollar von Bargeld auf Karten und digitale Zahlungsmethoden verlagern werden. Bis 2030 soll dieser Wert sogar auf 48 Billionen US-Dollar ansteigen. In Deutschland könnten im Jahr 2030 37,5 Milliarden Transaktionen mit einem geschätzten Gesamtwert von 1,04 Billionen US-Dollar abgewickelt werden. Durch die schnelle Transformation zu digitalen Zahlungen geraten Banken deutlich unter Zugzwang. So berichten drei Viertel (75 %) der befragten Führungskräfte von Banken, dass die Pandemie den Druck auf die Modernisierungspläne ihrer Zahlungssysteme noch einmal erhöht hat.

„COVID-19 hat die Umstellung auf digitale Bezahlmethoden so stark beschleunigt, wie es Banken nicht vorhersehen konnten", erklärt Oliver Hommel, Zahlungsmarktexperte bei Accenture. „Die Pandemie wird die Art und Weise, wie Verbraucher einkaufen und somit auch für Produkte und Dienstleistungen bezahlen, dauerhaft verändern, da sie der Bequemlichkeit oberste Priorität einräumen. Während Banken bisher primär in neue Zahlungssysteme investiert haben, um Compliance-Vorgaben einzuhalten, werden sie zukünftig vor allem durch eine Verbesserung der Kundenerlebnisse Wertschöpfung generieren und indem sie sich an das veränderte Kundenverhalten anpassen.“

Die Umfrage zeigt darüber hinaus, dass drei Viertel (75 %) der Banken Veränderungen der nationalen Zahlungsinfrastruktur und Regulatorik als treibende Kraft bei der Modernisierung des Zahlungsverkehrs ausmachen. Dazu gehören auch die Verbesserung der Bezahlsysteme innerhalb der Banken, neue Branchenstandards mit ISO20022 und Open Banking-Lösungen.

Märkte sind unterschiedlich weit im Übergangsprozess zu digitalen Zahlungen

Die rasche Umstellung auf digitale Zahlungen unterscheidet sich von Land zu Land, je nachdem, wie schnell die Bargeldnutzung abnimmt, wie stark sich der Online-Handel durchsetzt und wie aktiv Big-Tech-Unternehmen bei der Bereitstellung von Zahlungsdiensten sind.

Der „Payments Disruptability Index“ von Accenture misst das gegenwärtige und zukünftige Ausmaß der Disruption im Zahlungsverkehrssektor (siehe Grafik). Er zeigt, dass die Disruption in den USA am stärksten ausgeprägt ist, dicht gefolgt vom Vereinigten Königreich. Die Gründe dafür liegen im Verbraucherverhalten. Kunden entscheiden sich häufig für neue Bezahlmethoden und Nichtbanken nutzen diese Gelegenheit, entsprechende, innovative Zahlungsdienste anzubieten.

In China verdrängen mobile Wallet-Lösungen Barzahlungen bereits sehr schnell – 76 Prozent aller Transaktionen im Jahr 2019 wurden über digitale Wallets getätigt. 2014 lag dieser Wert noch bei 12 Prozent. Mit Verzögerung kommt der Trend zu Mobile Payments und Wallets auch in Deutschland an. Besonders jüngere Konsumenten zwischen 18 und 29 nutzen das Smartphone zum kontaktlosen Bezahlen im stationären Handel.

Payments Disruptability Index nach Märkten


„COVID-19 hat dazu geführt, dass Verbraucher offener für digitale Bezahlvorgänge und -methoden geworden sind. Diese Veränderung wird den Wettbewerb weiter intensivieren, da nun verstärkt alternative Zahlungsanbieter um Marktanteile konkurrieren", sagt Markus Hamprecht, Geschäftsführer und Leiter des Bereichs Finanzdienstleistungen bei Accenture in DACH. „Die Möglichkeiten, die Banken durch elektronische Bezahlmethoden haben, sind je nach Markt unterschiedlich stark ausgeprägt und hängen vom Reifegrad der Transformation im Zahlungsverkehr ab. In Westeuropa wird sich der Wettbewerb unter wenigen Anbietern weiter intensivieren. Europa muss hier gemeinschaftlich agieren, um alternativen Zahlungsanbietern schnell umfassende Lösungen gegenüberstellen zu können, zum Beispiel auf Basis der European Payments Initiative (EPI). Auch den Digitalen Euro dürfen die Europäer nicht internationalen Wettbewerbern, wie US-amerikanischen Kreditkartenanbietern, überlassen. In Südostasien und Lateinamerika sehen wir aktuell jedoch die größten Chancen, da hier noch primär Bargeld genutzt wird und dies in einigen Regionen aufgrund der Pandemie sogar noch zugenommen hat.“

Modernisierungsprogramme führen nicht zu Ertragswachstum

Obwohl viele der befragten Bankmanager das Ertragswachstum als ein Hauptziel der Modernisierung im Zahlungsverkehr nannten, gaben nur 13 Prozent an, dass die Erträge ihrer Bank durch Zahlungsabwicklungen in den letzten drei Jahren um mehr als die durchschnittliche Marktwachstumsrate von sechs Prozent gestiegen sind. Lediglich 16 Prozent nehmen an, dass die Einnahmen im Zahlungsbereich in dem genannten Zeitraum stärker wachsen werden als die erwartete durchschnittliche Wachstumsrate von fünf Prozent.

Während die Modernisierung des Zahlungsverkehrs bei den meisten Banken Teil einer umfassenden digitalen Transformation ist, gaben zwei Drittel (65 %) der Führungskräfte an, dass die Kosten für den Erhalt der Legacy-Technologie in ihren Zahlungssystemen die Möglichkeiten einschränken, in neue Kundenlösungen zu investieren. Obwohl viele Banken bereits Cloud-Systeme in anderen Bereichen ihres Geschäftsmodells eingeführt haben, um die innerbetriebliche Belastbarkeit ihrer Systeme zu verbessern, investieren nur 38 Prozent der Banken in den Einsatz der Cloud für den Bereich Zahlungsverkehr. Die Pandemie stellt für die Unternehmen einen neuen Wendepunkt dar, wenn es um die Beschleunigung ihrer digitalen Transformation geht. Accenture hat daher kürzlich angekündigt, drei Milliarden Dollar über einen Zeitraum von drei Jahren in den Aufbau einer Cloud-First-Abteilung zu investieren. Damit unterstützt Accenture Unternehmen dabei, schneller auf Cloud-Systeme umzusteigen.

„Banken haben das Problem, dass sie mithilfe kurzfristiger Ad-hoc-Technologie-Lösungen versuchen, ihre Zahlungssysteme auf neue Branchenstandards auszurichten, regulatorische Vorgaben zu erfüllen und dadurch Kosten zu senken“, erklärt Hommel. „Die Banken erkennen jedoch, dass die Modernisierung des Zahlungsverkehrs eine Geschäftspriorität ist. Sie darf nicht länger auf die IT-Abteilung beschränkt werden, wenn es darum geht, wichtige Veränderungen umzusetzen, die bei den Verbrauchern Anklang finden. Erfolgreich sein werden die Bankinstitute, die frühzeitig auf moderne Zahlungsmethoden setzen und wissen, wie man sie steuert. Weitere Erfolgsfaktoren sind eine flexible IT-Architektur und Cloud-Technologie, die in das gesamte Unternehmen integriert ist“, so Hommel weiter.

Über die Studie
Accenture führte zwischen Juli und August 2020 eine Online-Umfrage unter 120 Führungskräften im Zahlungsverkehrs-Bereich in den folgenden 20 Ländern durch: Australien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Kanada, Niederlande, Schweden, Spanien, Norwegen, Japan, Indien, China, Singapur, Thailand und Vereinigte Arabische Emirate.
Die Accenture-Prognosen der bargeldlosen Zahlungen bei den Verbraucherausgaben für die USA und Großbritannien werden anhand von Daten zur Bargeldentwicklung und MSC-Raten berechnet, die von GlobalData bereitgestellt werden. Der erwartete Rückgang des Bargeldvolumens basiert auf der Grundlage von Annahmen von GlobalData & Accenture Research.

Über Accenture
Accenture ist ein weltweit tätiges Beratungsunternehmen, führend in Digitalisierung, Cloud und Security. Wir bringen unsere umfassende Erfahrung und spezialisierten Fähigkeiten in mehr als 40 Branchen ein und bieten Dienstleistungen aus den Bereichen Strategy & Consulting, Interactive, Technology und Operations – gestützt auf das weltweit größte Netzwerk aus Centern für Advanced Technology und Intelligent Operations. Unsere 506.000 Mitarbeitenden arbeiten jeden Tag für Kunden in über 120 Ländern daran, Technologie und menschliche Kreativität zu vereinen. Wir setzen auf Veränderung, um Mehrwert und gemeinsamen Erfolg zu schaffen – für Kunden, Mitarbeitende, Aktionäre, Partner und für die Gemeinschaft. Besuchen Sie uns unter www.accenture.de.

Diana Büchner

Pressesprecherin

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